Das Reizwort Toleranz
Vielleicht können sich die am Basiskurs Teilnhmenden noch erinnern: Sowohl Dr. Elsayed Eshahed als auch Ing. Tarafa Baghajati gingen zum Begriff der Toleranz auf Distanz, drücke er doch mehr ein Dulden als ein Respektieren aus. Tatsächlich scheint das Wort "Toleranz" im Alltag die Bedeutung des in der Sache indifferenten Duldens (weil es halt keinen anderen Weg gibt) zu transportieren. Das Wort hat den Beigeschmack des Lästigen.
In seinem gestrigen Referat zum Festakt 10 Jahre "Religionen unterwegs" der Kontaktstelle für Weltreligionen umriss Univ.-Prof. Dr. Ulrich Körtner den Begriff der "konstruktiven Toleranz". Diese sei jene Haltung, die sich dem Anderssein des Anderen mit seinen Ansprücken stellt und sich ihm aussetzt. Konstruktive Toleranz als christliche Grundhaltung verzichtet nicht auf die Wahrheitsfrage und stellt sich dabei ineins dem Wahrheitsanspruch des Gesprächspartners. Sie versucht den Wahrheitsanspruch des Anderen auszuhalten. Wo es sein muss, erleidet sie ihn gewaltlos, denn Maßstab sei Jesus v. Nazaret, so Körtner.
Das Ringen um den Begriff der Toleranz enthüllt das Bedürfnis nach Anerkennung innerhalb des interreligiösen Dialogs. Es geht um gegenseitige Anerkennung, ohne vereinnahmt zu werden oder selber zu vereinnahmen.
Der Theologe Hans Kessler schlägt dazu einen Ansatz vor, der die konkrete Ergriffenheit des Christen ernst nimmt – Gläubige können nicht anders als ihre in der Erfahrung mit Jesus Christus verankerte Heilsperspektive zu
universalisieren und auf alle Geschöpfe auszudehnen – und die prinzipielle Wahrheitsfähigkeit anderer anerkennt: den „reziproken Inklusivismus“ . Wenn Christen die in Christus gewonnene Heilsperspektive auf alle ausdehnen und auch Angehörige anderer Religionen in sie inkludieren, gilt für die Haltung des reziproken, d.h. wechselseitigen Inklusivismus anzuerkennen, dass etwa gläubige Muslime nicht anders können, als die Relevanz ihrer Offenbarung im Koran zu universalisieren. Man kann einem Muslim nicht verwehren, dass er – aus seiner Binnenperspektive – alle Menschen in das von ihm erkannte Heil mit einschließt. Wechselseitiger Inklusivismus ist jene Grundhaltung, die gegeben ist, wenn Menschen, die in unterschiedlichen Religionen existenziell verwurzelt sind, zugleich einander mit Aufgeschlossenheit begegnen. Sie räumt den Dialogpartnern wechselseitig Platz in der je eigenen universalen Heilshoffnung ein, ohne Differenzen zu verwischen und Identität zugunsten einer abstrakten Einheit aufgeben zu müssen.
Ein gutes Beispiel für wechselseitigen offenen Inklusivismus sei kurz erwähnt: Karl Rahner erzählt, der zenbuddhistische Philosoph Nishitani aus Kyoto "habe ihn einmal gefragt, was Rahner dazu sagen würde, wenn er, Nishitani, Rahners Rede vom ‚anonymen Christen’ umkehre und ihn, Rahner, als ‚anonymen Buddhisten’ deuten würde. Rahners Antwort: Von Ihrem Standpunkt aus können Sie das tun, und es würde mich sehr ehren. Darauf Nishitani: Dann sind wir in dieser Frage völlig einig."
In seinem gestrigen Referat zum Festakt 10 Jahre "Religionen unterwegs" der Kontaktstelle für Weltreligionen umriss Univ.-Prof. Dr. Ulrich Körtner den Begriff der "konstruktiven Toleranz". Diese sei jene Haltung, die sich dem Anderssein des Anderen mit seinen Ansprücken stellt und sich ihm aussetzt. Konstruktive Toleranz als christliche Grundhaltung verzichtet nicht auf die Wahrheitsfrage und stellt sich dabei ineins dem Wahrheitsanspruch des Gesprächspartners. Sie versucht den Wahrheitsanspruch des Anderen auszuhalten. Wo es sein muss, erleidet sie ihn gewaltlos, denn Maßstab sei Jesus v. Nazaret, so Körtner.
Das Ringen um den Begriff der Toleranz enthüllt das Bedürfnis nach Anerkennung innerhalb des interreligiösen Dialogs. Es geht um gegenseitige Anerkennung, ohne vereinnahmt zu werden oder selber zu vereinnahmen.
Der Theologe Hans Kessler schlägt dazu einen Ansatz vor, der die konkrete Ergriffenheit des Christen ernst nimmt – Gläubige können nicht anders als ihre in der Erfahrung mit Jesus Christus verankerte Heilsperspektive zu
universalisieren und auf alle Geschöpfe auszudehnen – und die prinzipielle Wahrheitsfähigkeit anderer anerkennt: den „reziproken Inklusivismus“ . Wenn Christen die in Christus gewonnene Heilsperspektive auf alle ausdehnen und auch Angehörige anderer Religionen in sie inkludieren, gilt für die Haltung des reziproken, d.h. wechselseitigen Inklusivismus anzuerkennen, dass etwa gläubige Muslime nicht anders können, als die Relevanz ihrer Offenbarung im Koran zu universalisieren. Man kann einem Muslim nicht verwehren, dass er – aus seiner Binnenperspektive – alle Menschen in das von ihm erkannte Heil mit einschließt. Wechselseitiger Inklusivismus ist jene Grundhaltung, die gegeben ist, wenn Menschen, die in unterschiedlichen Religionen existenziell verwurzelt sind, zugleich einander mit Aufgeschlossenheit begegnen. Sie räumt den Dialogpartnern wechselseitig Platz in der je eigenen universalen Heilshoffnung ein, ohne Differenzen zu verwischen und Identität zugunsten einer abstrakten Einheit aufgeben zu müssen.
Ein gutes Beispiel für wechselseitigen offenen Inklusivismus sei kurz erwähnt: Karl Rahner erzählt, der zenbuddhistische Philosoph Nishitani aus Kyoto "habe ihn einmal gefragt, was Rahner dazu sagen würde, wenn er, Nishitani, Rahners Rede vom ‚anonymen Christen’ umkehre und ihn, Rahner, als ‚anonymen Buddhisten’ deuten würde. Rahners Antwort: Von Ihrem Standpunkt aus können Sie das tun, und es würde mich sehr ehren. Darauf Nishitani: Dann sind wir in dieser Frage völlig einig."
Thorwartl - 13. Okt, 15:46
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