Dienstag, 23. November 2004

Was Holland von Österreich lernen könnte

Verdienste der Republik im Umgang mit den Muslimen sollten nicht kleingeredet werden - Ein Kommentar der anderen von Tarafa Baghajati

(DER STANDARD, Printausgabe, 20./21.11.2004)

". . . Islamisten in Österreich auf Vormarsch" (Schlagzeile "Die Presse" 13.11.) Jeder zweite Journalist agiert gerne im Nebenberuf als Islamexperte und handhabt die Furcht einflößenden Begriffe "islamischer Fundamentalismus" oder "Islamismus" mit der größten Selbstverständlichkeit, ohne dass diese je definiert worden wären. Höchste Zeit auf einige grundlegende Unterschiede hinzuweisen: In Österreich ist seit 1979 eine offizielle Vertretung der Muslime installiert, die auf gleicher Augenhöhe mit anderen religiösen und politischen Institutionen handelt. Im Falle eines Filmes mit für Muslime beleidigendem Inhalt würde sofort ein Diskurs durch die Islamische Glaubensgemeinschaft sowohl in Richtung der nicht muslimischen Mehrheit, als auch in Richtung muslimischer Bevölkerung eingeleitet. So könnte einerseits die Stimme der Muslime öffentlich gemacht werden und der mögliche Unmut der Gemeinde, wenn ihr Glaube in den Schmutz gezogen wird, absorbiert werden. Andererseits könnte seriös über Kritik diskutiert werden.

Die exzellenten Kontakte zu verschiedenen Institution schenken den Muslimen in Österreich ein besonderes Selbstbewusstsein, das ihnen hilft, Angriffe gelassener hinzunehmen. Wo sonst werden Muslime zum Iftar (Mahlzeit nach dem Fastenbrechen im Ramadan) beim Bundespräsidenten oder beim Bürgermeister der Bundeshauptstadt eingeladen?

Im Wiener Landtag und in vielen Bezirken agieren mehrere Muslime als gewählte Mandatare, die die der muslimischen Gemeinde widerspiegeln, zwar kritisch, jedoch nicht gegeneinander. Auch religiös praktizierende Muslime, die sonst keine direkte Stimme haben, sehen sich hier vertreten. Die politische Partizipation machte auch das Eingebundensein in den Österreichkonvent zu einer leider zu wenig wahrgenommenen Selbstverständlichkeit. Als einzige Glaubensgemeinschaft wurde die Stellungnahme im österreichischen Parlament durch eine Frau vorgetragen - mit Kopftuch.

Der Umgang mit Meinungsvielfalt und Respekt vor dem anderen wird nicht nur in "Freitagspredigen" gepflegt, sondern gelebt. Wo gibt es sonst bekennende Nichtmuslime, die im Vorstand islamischer Bildungsorganisationen sitzen, eine bekennende Katholikin als Abteilungsleiterin an der Islamischen Religionspädagogischen Akademie? Wo gibt es einen Direktor eines islamischen Gymnasium, der der nichtmuslimischen Mehrheitsgesellschaft angehört? Wo sonst werden gemeinsame Anliegen von Muslimen und Juden (Beispiel:Tierschutzgesetz) gemeinsam politisch vertreten?

All diese Aspekte dienen einem friedlichen Miteinander statt einem bloß geduldeten Nebeneinander. Natürlich gibt es noch viel zu tun. Und selbstverständlich können wir nicht als Oberlehrer auftreten, sondern können auch in sehr vielen Punkte von anderen (insbesondere von Holland, Stichwort Anzahl der sichtbaren Moscheen und Großbritannien, Stichwort muslimische Polizistinnen mit Kopftuch) lernen.

Die Entwicklungen sind wie junge Pflänzchen, die gepflegt werden sollten, um auch Modellwirkung nach außen, insbesondere im EU-Bereich zu gewinnen. Schon jetzt wird Österreich von vielen Staaten als Vorbild, was den Umgang mit Muslimen betrifft, positiv erwähnt. Wir sollen diese Leistungen wirklich nicht kleinreden. (DER STANDARD, Printausgabe, 20./21.11.2004)

Zur Person:
Tarafa Baghajati ist Vorstandsmitglied des ENAR (European Net- work Against Racism) und Mitgründer der Initiative muslimischer Österreicher/innen.

Donnerstag, 18. November 2004

Dialog

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Petrus Bsteh und Anas Shakfeh hoben hervor, dass es einige wesentliche Gemeinsamkeiten zwischen Christentum und Islam gibt:
* Den Glauben an Gott, den Schöpfer des Alls, den Erhalter allen Seins und Lebens.
* Das Wissen um die Würde des Menschen und die Kostbarkeit seines einmaligen Lebens über das Gott waltet und richtet.
* Die Bejahung der leiblich-geschlechtlichen Verfassung des Menschen; das Wissen um die Heiligkeit von Partnerschaft und Familie (die Einheit vor Gott in Gemeinschaft).
* Den Eifer für die Sache Gottes. Gottes Barmherzigkeit drängt Christen und Muslime hinauszugehen.
* Die Gastfreundschaft als jenes "Geheimnis, das beglückend über den drei Monotheismen steht". (Bsteh)

Mittwoch, 17. November 2004

Prof. Anas Shakfeh,

shakfeh1
Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, betonte die Notwendigkeit einer intensiven Zusammenarbeit von Muslimen und Christen, nicht zuletzt um gemeinsam vertretene Anliegen - wie etwa die Schutzwürdigkeit des Menschen am Beginn und am Ende seines Daseins - in den öffentlich Diskurs einzubringen.

Samstag, 13. November 2004

Begegnung

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Gülmihri Aytac,

AHS-Lehrerin, rief eine grundlegende Einsicht in Erinnerung, die bereits Amir Zaidan explizierte: "Nicht alles, was ein Muslim tut, kann den Anspruch erheben, im Sinne des Islam zu sein."
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Petrus Bsteh,

Rektor der "Kontaktstelle für Weltreligionen" und Herausgeber von "Religionen unterwegs", erinnerte an die abrahamitische Tugend, sein Haus den Gästen zu öffnen. Sie könnten Boten Gottes sein.
Vor allem in Fragen, welche die Heiligkeit des Lebens und die soziale Gerechtigkeit betreffen, müssten die Monotheismen intensiv zusammenarbeiten.
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Donnerstag, 11. November 2004

Meine Erfahrung

Schon als ich die Broschüre über diesen Kurs in meiner Heimatpfarre in die Hände bekam, habe ich mich auf ihn gefreut. Diese Freude wurde nicht enttäuscht. Ich erlebe diesen Kurs als eine große Bereicherung für mich. Ich finde es gut, dass hier der Islam von Menschen vorgestellt wird, die dieser Religion angehören. Aus der großen Zahl der Fragen, die während der Vorträge gestellt werden, schließe ich, dass bei den Kursteilnehmern ein sehr großer Informationsbedarf besteht. Die Referenten sind auf jede Frage eingegangen und haben sie mit Engelsgeduld beantwortet. Da die Referenten unsere Kultur gut kennen und offensichtlich auch wissen worum es im Christentum geht, ist es für sie leichter sich in uns einzufühlen und uns ihren Glauben vorzustellen. Besonders überraschend für mich war, dass islamische Theologen sich sehr wohl um eine zeitgemäße Deutung des Koran bemühen. Auch wird nicht verschwiegen, dass in einigen Ländern mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit die Menschenrechte nicht befolgt werden. (Was aber nicht am Islam, sondern an den dortigen Machthabern liegt.) Insgesamt habe ich keineswegs den Eindruck, dass ich hier missioniert werden soll, sondern dass ich hier fundierte Information über den Glauben eines großen Anteils der Weltbevölkerung erhalte. Dafür bin ich den Initiatoren und Veranstaltern dieses Kurses, die den Mut hatten diesen zu veranstalten, sehr dankbar. Anton Tolpeit

Umfrage

Die Halbzeit des Kurses ist absolviert. Ich lade die eingeloggten Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein, unter der Funktion "Umfrage verwalten" ein grobes Zwischenresümee zu ermöglichen. Danke!

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